S und G Jahrbuch 2014

62 dag. Das Strategiepapier „Joint Vision 2020“ beschreibt den Weg der US-Heeresführung zur „totalen Dominanz auf jedem Gebiet“. Dafür gelte es, „die US-Truppen noch präziser, schneller und tödlicher zu machen, um sämtliche potentiellen Gefahren für die globalen Interessen der USA bekämpfen und ausschalten zu können“. Nun gab US-General Robert Cone bekannt, dass 60.000 Soldaten bis Ende 2015 durch Roboter ersetzt werden sollen. Drohnen sollen ihre Missionen autonom ausführen und ihre Bewaffnung soll auf mehr als eine Tonne Bomben und Raketen erhöht werden. Mit Hilfe von biotechnologischen Mitteln sollen Soldaten bis zu sieben Tagen ohne Schlaf auskommen und frei von Schmerzempfinden werden. Selbst die Gedanken der Soldaten will man zukünftig steuern. All diese nach Science Fiction klingenden bedrohlichen Entwicklungen sollen in Zukunft die „Killerstrategie“ der USA noch vielseitiger und grausamer machen. [6] Ausgabe 30/14 S&G Hand-Express ham. Als letztes Land kam im Zuge des sogenannten „Arabischen Frühlings“ Syrien an die Reihe. Geostrategisch interessant ist der relativ kleine Staat nicht nur durch seine Erdöl- und Erdgasreserven, die ja in der gesamten Nahost-Region existieren. Syrien gilt auch als enger Verbündeter des Iran, der im Besitz der weltweit zweitgrößten Erdölvorkommen ist. Der seit März 2011 anhaltende bewaffnete Konflikt forderte bisher mehr als 100.000 Todesopfer und hat Millionen von Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Ständig nachrückende Söldnertruppen und Waffenlieferungen vom Ausland her hielten den zermürbenden Bürgerkrieg am Leben. Dabei setzte eine Medienkampagne ein, die Syriens demokratisch gewählten Staatsführer Assad als „Tyrann“ beschimpfte, der Chemiewaffen gegen die eigene Bevölkerung einsetze. Ein Ende des bewaffneten Konflikts ist jedoch nicht in Sicht. Die USA streben nun einen Gerichtsprozess gegen den Anfang Juni 2014 wieder gewählten Präsidenten Assad an. Die gesammelten Beschuldigungen gegen Assad sollen einen der „qualitativ besten internationalen Prozesse gegen einen Staatschef“ ermöglichen. [5] ham. Jahrzehntelang hatte Libyens Staatsführer Gaddafi die amerikanischen Bemühungen um eine Vorherrschaft in Afrika erfolgreich blockiert. Allen Destabilisierungsversuchen zum Trotz genoss Gaddafi in Afrika hohes Ansehen, nicht zuletzt aufgrund des einzigartigen Trinkwasserprojekts „Great-Man-Made-River“ oder der angestrebten afrikanischen Einheitswährung. Als der vom US-Dollar unabhängige GoldDinar 2010 kurz vor der Einführung stand, begann in der westlichen Welt die anhaltende Medienkampagne gegen den „größenwahnsinnigen Tyrannen“. Schnell entstand eine aufständische Oppositionsbewegung, und im Sommer 2011 erhielten die ins Land strömenden Rebellen und Söldnertruppen Schützenhilfe durch die US-Luftwaffe mit ihren NATO-Verbündeten: Durch Luftangriffe mit seegestützten Marschflugkörpern auf libysche Städte wurden militärische Anlagen, Regierungsgebäude sowie wichtigste Infrastruktur des Landes gezielt zerstört. Gleichzeitig gewannen die US-finanzierten Rebellentruppen zunehmend die Kontrolle im Land und machten den sich auf der Flucht vor den Bombenangriffen befindenden Gaddafi in seiner Heimatstadt Sirte ausfindig. Ohne irgendeinen Gerichtsprozess wurde der bereits gestürzte Staatsführer misshandelt und regelrecht exekutiert, was die westlichen Medien schließlich als historischen „Sieg der Demokratie über den tyrannischen Machthaber“ feierten. [4] sl. Bereits vor dem offiziellen Beginn des Irakkriegs 2003 gab es Bemühungen, das Land unter die Kontrolle der USA zu bringen. Dazu wurden durch die CIA zahlreiche Oppositionsgruppen unterstützt. Die bedeutsamste Dachorganisation war der Iraqi National Congress (INC), der schon 1995 am erfolglosen Putsch gegen Saddam Hussein beteiligt war. Da der Regimewechsel von innen nicht durchführbar schien, wurde eine gezielte mediale Desinformationskampagne gestartet. Eine Studie des „Centers for Public Integrity“ ergab, dass die Regierung Bush im Vorfeld des Irakkriegs 935 bewusste Falschaussagen veröffentlicht habe. Die meisten konzentrierten sich auf die Anschuldigung, der Irak wäre an den Attentaten vom 11. Sept. 2001 beteiligt gewesen* und dem angeblichen Besitz von ABCMassenvernichtungswaffen**. Dem widersprachen allerdings die Berichte der UN-Inspekteure, sodass keine UNResolution zustande kam. Da aber der US-Kongress bereits 1998 im „Iraq Liberation Act“ den Regimewechsel festgelegt hatte, wurde eine „Koalition der Willigen“ geschmiedet. Nach Ablauf eines Ultimatums gegen Saddam Hussein folgten Angriffe mit Marschflugkörpern und Luftschläge sowie ein desaströser Bodenkrieg unter Einsatz von mehr als 1.000 Tonnen Uranmunition, die heute noch weite Landstriche radioaktiv verseuchen. Schließlich wurde Saddam Hussein am 13.12.2003 festgenommen und von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt. [3] „Killerstrategie“ im Irakkrieg Libyen – die systematische Zerstörung eines blühenden Landes Schlusspunkt ● „In der Politik geschieht nichts zufällig. Und wenn etwas geschieht, so kann man davon ausgehen, dass es genau so geplant war.” Franklin D. Roosevelt, ehem. US-Präsident Quellen: [3] www.al-bab.com/arab/countries/iraq/opposition.htm | https://de.wikipedia.org/wiki/Strategie_der_Spannung | http://de.wikipedia.org/wiki/Irakkrieg| [4] Anti-Zensur-Zeitung 10/2011 | S&G 1/2012 und 24/2012 | www.a-w-i-p.com/index. php/2011/04/15/libya-s-great-man-made-river | [5] http://de.ria.ru/security_and_military/20131022/267127296.html | http://de.ria.ru/politics/20130919/266906315.html | S&G-Ausgabe 56/2013 | [6] www.heise.de/tp/artikel/6/6840/1.html | https://archive.today/almZA | www.welt.de/wissenschaft/article8853653/ | http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/01/26/us-armee-will-soldaten-durch-kampf-roboter-ersetzen/ | www.fs.fed.us/fire/doctrine/genesis_and_evolution/source_materials/joint_vision_2020.pdf „Killerstrategie“ in Syrien US-Kriegsführung: Allumfassende Vorherrschaft *Der Irak hatte als einziges Mitgliedsland der Vereinten Nationen der Verurteilung der Anschläge nicht zugestimmt. **Atomare, Biologische und Chemische Waffen [siehe auch S&G 15/2014: „US-Faustrecht statt Frieden“]

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